Vom Zeit haben und sich Zeit nehmen
Wir alle sehnen uns danach, mehr Zeit zu haben. Für uns selbst, mal einfach zu tun, wonach wir Lust haben. Oder auch mal nichts zu machen. Den Moment geniessen. Achtsam sein. Aber was ist, wenn wir diese Zeit plötzlich haben? Wenn wir von dieser Zeit gar ziemlich viel haben?
Ich selbst tue mich im Moment sehr schwer damit, die vorhandene Zeit bewusst für mich nutzen zu können – und dies noch dazu mit einem guten Gewissen.
Ob bei der Arbeit oder im täglichen Alltag, alles muss immer ganz schnell gehen. Für kaum was darf man sich mehr Zeit lassen, als dafür unbedingt nötig ist. Oft ist dies fremdbestimmt, vielfach aber liegt es schlicht und einfach bei uns selbst – was jedoch nicht heisst, dass es auch einfach ist.
Einfach mal Zeit haben für sich selbst. Für Dinge, die man schon lange mal tun wollte, aber schlicht und einfach nie dazu kam. Weil da war noch dies, und jenes, und zuvor noch das andere, aber erst wenn alles vorherige erledigt war. Versteht sich ja von selbst. Zeit haben? Ein Luxusgut erster Güte!
Wir sehnen uns nach mehr Zeit für uns selbst,
und tun uns zugleich schwer damit, uns Zeit für uns zu nehmen.
Und was ist, wenn man diese nie dagewesene Zeit plötzlich hat? Kommt dann die grosse Erleichterung und Freude? Ja, ABER! Ich habe seit geraumer Zeit viel Zeit für mich. Zeit, die ich bewusst für mich nehmen und auch gniessen kann. Es ist auch Zeit, in welcher ich mich sehr stark mit mir selbst und meiner Gesundheit beschäftige, aber eben auch wertvolle Zeit, in der ich mir gutes tun darf.
Und schon wird es schwierig! Aus gesundheitlicher Sicht MUSS ich mir diese Zeit sogar nehmen und gönnen. Und dennoch kommt dann bald einmal immer wieder das schlechte Gewissen. Ich habe Zeit, also könnte ich nun doch dies und jenes noch erledigen, für mich und für andere. NEIN! Das ist nun eben in meiner Phase der Depression mit vielen Hochs, aber noch zu vielen Tiefs, der falsche Weg.
Ich muss mich schlicht zwingen, die Zeit, die ich nun habe, auch ganz bewusst für mich – und nur für mich – einzusetzen. Egoistisch? Ja … NEIN! Ich bin in der glücklichen Lage, liebe Personen um mich zu haben, welche mir immer wieder sagen, dass ich mich erholen muss und die Zeit dafür nehmen muss.
Wenn man krank ist, muss man sich erholen. Und ja, ich bin krank. So ungern man das von sich selbst sagt, so ehrlich muss ich momentan einfach mit mir selbst sein. Ich bin trotz allem gewillt, wieder gesund zu werden und tue sehr viel dafür – wie auch viele Leute in meinem Umfeld sehr viel dafür tun.
Auf dem Weg zur Gesundheit – auf meinem Weg zurück zum Lächeln – versuche ich also bewusst die Zeit für mich zu geniessen. Diese Zeit, die ich jetzt habe und die so unglaublich wertvoll ist.