Neues wagen
Und wieder ist ein Jahr um. Eines, in dem sich vieles getan hat in meinem und unserem Leben. Ohne Beiträge auf dieser Seite, aber was zählt, ist das wahre Leben. Ich, meine Frau, unser Sohn, unsere Familien und Freunde. All die Leute, die immer für mich und uns da sind, egal wie es uns geht. Leute, denen man auf die Frage „Wie geht es dir?“ ehrlich antworten darf und nicht die Standardfloskel „Gut und dir?“ verwenden muss.
Es war ein Jahr, in welchem wir viel neues starteten und in dem es mir grossmehrheitlich gesundheitlich sehr gut geht. So bin ich nachwievor Hausmann – und alles, was dazugehört. Zusätzlich startete ich aber auch beruflich wieder und dies auf eine Art, wie ich sie mir vor noch nicht langer Zeit, nicht zugemutet habe. Ich gründete tatsächlich meine eigene Firma – Stefan Digital – und unterstütze Menschen in unserer Region in digitalen Angelegenheiten. Zusätzlich habe ich noch einen weiteren halbehrenamtlichen Job in einer Genossenschaft für Alterswohnungen.
Meine Firma ist noch am starten, aber ich habe wieder ein kleines eigenes Einkommen. Diesen Weg, diese beiden Jobs, hätte ich wohl niemals gestartet bzw. angenommen, als ich noch ganz normal angestellt war wie vor meiner schlimmsten Zeit der Depression. Doch jetzt habe ich die Zeit und Musse dafür und es macht mir grossen Spass. Und das beste? Die Leute danken es mir nicht nur mit der Bezahlung, sondern mit dem direkten Dankeschön und grosser Wertschätzung.
Mein Hauptjob ist aktuell jedoch noch immer jener als Hausmann. Einkaufen, Kochen und Putzen, aber vor allem die tägliche Betreuung unseres Sohnemannes. Wobei die Betreuung eines 10-jährigen darin besteht, überhaupt da zu sein, für das Mittagessen zu sorgen und alles drumherum zu managen – das Abmachen mit seinen Freunden inklusive. So sind nicht selten nachmittags nach der Schule gleich mehrere Kids bei uns zu Hause.
Wir glauben, dass diese Art der Familienorganisation für uns das aktuell Beste ist und wir sehr davon profitieren können. Klar, das Gesamteinkommen ist etwas tiefer, die Ausgaben jedoch ebenso. Aber das wichtigste: wir sind viel entspannter und die Lebensqualität ist für uns alle höher. So darf ich auf ein erlebnisreiches und sehr positives Jahr zurückschauen – und blicke guten Mutes in die Zukunft.
Die Depression wird wohl immer ein Thema sein, aber sie ist jetzt tatsächlich ziemlich weit weg. Ich brauche keine Medikamente mehr und die Therapie steht vor dem Abschluss. Klar, gibt es immer mal wieder Löcher, in die ich falle. Doch komme ich da stets wieder schnell und selbstständig raus. So als ob ich mir in den letzten Jahren eine stabile Leiter gebaut habe, um möglichst die ganze Zeit an der Sonne des Lebens zu stehen.
Noch vor zwei Jahren hätte ich mir einen solchen Wandel nicht vorstellen können. Doch jetzt stehe ich hier und tue Dinge, die ich mir damals in keinster Weise zuegtraut hätte. Es braucht Zeit, viel Zeit. Auch gibt es immer wieder Rückschläge. Doch es geht im Leben auch ständig vorwärts und mit den richtigen Menschen um einen schafft man so unglaublich vieles. Und dafür bin ich am allermeisten Dankbar.