Mit dem Monster spazieren gehen
Alle tragen wir tagein tagaus unser ganz persönliches Monster spazieren. Im Alltag mit der Familie, mit Freunden, in der Arbeit und auch alleine. Doch wie wir mit unserem Monster umgehen, entscheidet darüber, wie es uns geht. Unser Monster, die bildliche Vorstellung unserer schlechten Gefühle, die in den schlimmsten Phasen dermassen Überhand nehmen, dass wir nichts anderes mehr sehen können. Und uns eben dieses Monster im Weg steht. Deshalb sollten wir lernen, es zu akzeptieren und mit ihm umzugehen. Denn einfach weg wird es nie sein.
Wenn einem mal wieder das persönliche Monster auf dem Weg zur sonnigen Palmeninsel im Weg steht und einen zu den dunklen und furcheinflössenden Vulkaninseln leiten will, dann könnte wohl die Welt untergehen, es wäre uns schlicht und einfach Scheissegal. Aber was sollen wir tun? Das Monster angreifen, ihm Paroli bieten, einfach anschreien, überlisten, umkehren und Verstärkung holen? Was nur hilft hier?
Eines ist klar, das Monster wird immer wieder kommen. Wir können es weder besiegen noch endgültig beseitigen. Doch wir können es besänftigen. Indem wir es zu akzeptieren lernen und wir einen Weg finden, mit ihm umzugehen. Damit es nicht gefürchtig vor einem auf dem Weg steht, sondern es einfach friedlich mit uns unterwegs ist. Fein eingebettet im Handkarren, den wir mitziehen.
Je grösser das Monster ist, umso anstrengender wird es sein. Dieser Handkarren zu schleppen kann ganz schön schwer sein. Einfach ist das ganz sicher nicht, das wissen wir ja im Grunde alle. Aber es ist ein guter Weg, den wir fähig sind, zu gehen.
Das Monster repräsentiert hier nichts anderes als unsere schweren, schlechten und negativen Gefühle wie Angst, Scham, Schuld, Selbstzweifel und viele mehr. Jeder hat seine eigenen, aber wohl alle haben wir sie. Doch bei einigen werden einzelne davon oder die Summe von mehreren so schwer, dass das Monster Übermacht nimmt, der Karren auseinanderfällt und wir schlicht nicht mehr fähig sind, mit dem Monster umzugehen.
Doch nur, wenn wir unsere schlechten Gefühle akzeptieren, können wir einen Umgang mit ihnen finden. Dazu braucht es weissgott noch etwas mehr, als einen Handkarren für das Monster. Es braucht Zeit und Geduld und oftmals professionelle Hilfe. Nehmt sie an, wenn es sie gibt. Lieber früher als zu spät. Nichts ist schöner, als leichten Fusses mit einem möglichst leichten Handkarren und einem lieben Monster spazieren zu gehen – dann scheint bestimmt auch die Sonne ganz oft.