Mehr dürfen, weniger müssen
Wie schön ist es doch, mal etwas zu dürfen und nicht immer nur zu müssen. In unserer schnelllebigen Zeit und dem weit verbreiteten Leistungsdruck, dürfen wir jedoch immer weniger. Irgendwie wird alles immer mehr zu einem müssen. Doch dies liegt sehr oft einzig und allein bei uns alleine. Wieder mehr zu dürfen – und etwas weniger zu müssen.
Während wir das eine mögen, ist das andere eher negativ behaftet. Schon Kinder müssen immer ständig – aufräumen, Zähne putzen, ins Bett gehen. Wenn sie mal nicht wissen, was mit ihrer Zeit anfangen, dann müssen sie sogar spielen. Wenn es aber darum geht, in die Schule zu gehen, dann dürfen sie nicht mehr länger spielen. Ja, eben. Sie müssen nun zur Schule. Es liegt also irgendwo in der Natur von uns Menschen, immer wieder zu müssen, viel zu wenig zu dürfen.
Als Erwachsener hat man das etwas mehr selbst in der Hand. Klar, wir müssen Arbeiten gehen, um Leben zu dürfen. Wir müssen die Waren im Laden bezahlen, damit wir es mitnehmen dürfen. Aber können wir nicht selbst so einiges dafür tun, aus all dem müssen wieder vermehrt ein dürfen zu machen?
Müssen wir samstags total gestresst mit der ganzen Familie ins Einkaufscenter fahren? Wäre es nicht besser, entspannt auf dem Markt und im Hofladen einkaufen zu dürfen, um das ganze noch mit Kaffee und Gipfeli abzurunden? Egal, wie wir dies nun im Detail umsetzen, sollten wir uns im allgemeinen Überlegen, ob wir dasjenige, was wir nun tun müssen, nicht auch in ein entspannteres und entschleunigtes dürfen umwandeln können.
Es gibt oft einen Weg. Klar, nicht immer. Es gibt sicherlich Dinge, da kommen wir nicht drum herum, es einfach mal zu müssen. Mit einer gewissen Grundentspanntheit kann aber auch das abgeschwächt werden. Häufig machen wir uns ja den Druck selbst. Ich persönlich schreibe immer mal wieder auf meinen Blogs querdurchdenalltag.com, meinlauftagebuch.ch, buchweltreise.ch sowie hier auf muedeunderschoepft.com. Regelmässig unregelmässig kommen neue Beiträge online.
Doch muss ich jetzt täglich, wöchentlich, monatlich oder was weiss ich wann, neue Beiträge schreiben? Muss ich es überhaupt tun? Nein, überhaupt nicht. Ich tu es, weil es mir Spass macht. So schreibe ich etwas, wenn mir was in den Sinn kommt, ich Zeit habe und noch dazu die Lust, es zu tun. Ganz klar, ich darf meine Blogs betreiben. Genauso dürfen die Beiträge von euch Leserinnen und Lesern gelesen werden – wofür ich sehr dankbar bin. Doch niemand muss sich auf meine Blogs verirren und sich das Durchlesen der Artikel antun. Absolut niemand muss dies tun.
So ähnlich verhält es sich doch auch mit dem Arbeiten. Klar, wir müssen arbeiten gehen, um unseren Lebensunterhalt zu finanzieren. So funktioniert nun mal unsere Gesellschaft. Trotzdem dürfen wir froh sein, eine Arbeit zu haben, welche uns Spass macht. Wo wir morgens zur Arbeit fahren dürfen – oder aktuell vielleicht auch direkt ins Nebenzimmer schlurfen dank coronamässigem Home Office. Wenn selbst diese von uns persönlich gewählte Arbeit ein zu starkes müssen wird, sollten wir uns überlegen, ob es das richtige ist.
Und wenn wir arbeiten dürfen und dies als Eltern auch noch den Kindern vorleben, dann ist auch die Schule kein müssen mehr. Denn auch unsere Kinder dürfen zur Schule gehen, ihre Freunde treffen und ihr Grundwissen aufbauen für das Leben, das auf sie wartet. Damit sie gewappnet sind für den allzu verrückten Alltag und sich Jahre später einen Beruf auswählen, welchen sie gerne machen – damit auch sie arbeiten dürfen. Und etwas weniger müssen.
In diesem Sinne, dürft ihr euch nun gerne ein kühles Eis oder ein erfrischendes Getränk gönnen. Und überlegt euch dabei doch vielleicht, was ihr in Zukunft vermehrt dürfen wollt und was ihr weniger müssen möchtet.
Dieser Beitrag erschien zeitgleich auf querdurchdenalltag.com.